Der Ohrwurm befällt einem meist, wenn die Aufmerksamkeit gerade nicht gefordert ist. Wenn wir spazieren gehen oder entspannt die Gedanken schleifen lassen. Da unser Gehirn ständig mit sich selbst beschäftigt ist, haben wir im Unterbewusstsein ständig Erinnerungsspuren - ob an einen schönen Urlaubstag oder an einer Filmszene oder eben an das Lied, was wir gerade gehört haben. In Momenten der ungerichteten Aufmerksamkeit kann unser Gehirn solche Erinnerungsspuren ins Bewusstsein spülen. Der perfekte Moment also für einen Ohrwurm.
Das Hören und Singen ist im Gehirn in Schläfen- und Stirnlappen verortet und zwischen diesen beiden Regionen verläuft eine Nervenbahn, die Hören und Singen verbindet, der Fasciculus arcuatus. In wachem Zustand und bei voller Konzentration wird diese Nervenverbindung gehemmt. Lässt die Konzentration nach wird sie aktiv, dann kann sich ein Ohrwurm einnisten, der im Gehirn eine endlose Schleife dreht.
Beim ersten Hören wird die Melodie in unserem Schläfenlappen abgespeichert. Das führt zu einem inneren Hören, gleichzeitig wird über die Nervenbahn ein Signal an unserem Stirnlappen gesendet, der uns die Melodie innerlich im Kopf mitsingen lässt. Das Singen in Gedanken führt wieder zu einem inneren Hören des Liedes, worauf wieder ein geistiges Mitsummen erfolgt. Der Ohrwurm dreht eine Dauerschleife in unserem Gehirn.
In einer amerikanischen Studie konnte anhand der Hirnaktivität sogar gezeigt werden, das Testpersonen ihnen bekannte Lieder im Kopf einfach weitersangen, wenn die Lieder kurz unterbrochen wurden. Sie nahmen die Unterbrechung gar nicht wahr. Das Gehirn hatte das Lied trotzdem vollständig gehört. Das musikalische Gedächtnis ist sehr ausgeprägt, deshalb bleiben Lieder oft über viele Jahrzehnte im Gedächtnis haften.
Wissenschaftler raten:
Ein anderes Lied zu singen.
Die Konzentration auf etwas anderes zu lenken.
Ganz einfach Kaugummi zu kauen, um den Ohrwurm zu vertreiben.